Mittwoch, 2. März 2016

Der Abend davor..

In ein paar Stunden ist es soweit, dann werde ich mein kleines Babylein, liebevoll Baby Joghurt genannt in den Armen halten. Meine Gefühle und Hormone fahren Achterbahn mit mir..
Ich muss zugeben, dass ich beim Abendessen mit Amèlie einfach angefangen habe zu weinen. Die Tränen kullerten nur so über meine Wangen und sofort fing auch mein kleiner Engel an zu weinen..
In diesem Moment hatte ich so viele Gedanken, Ängste, Fragen und Sorgen auf einmal in meinem Kopf, sodass die Tränen sich nicht aufhalten ließen. 
Besonders beschäftigten mich Dinge wie, ob ich Amèlies Entwicklung dann weniger miterleben werde?! Ich meine sie redet noch nicht einmal, wird in ein paar Tagen erst 18 Monate alt und hatte bisher meine volle Aufmerksamkeit. Werde ich Dinge nun verpassen, die ich sonst gesehen hätte?! Wird ihre Entwicklung mehr ein nebenbei werden?! Oder die Entwicklung von Baby Joghurt?! Werde ich eine von beiden 'süßer' finden oder mehr lieben?! 
Letzteres muss ich nämlich sagen, habe ich bei einer Mama gesehen, die das jüngere Kind von beiden deutlich lieber mochte und ihn auch süßer fand, als ihr Erstgeborenes. Für das ältere, erste Kind bestimmt keine schöne Erfahrung wenn es das so mitbekommt..klar, man weiß nicht inwieweit sie das schon verstehen alles und mitkriegen, aber das war schon sehr offensichtlich..  
Wie es bei anderen ist, ist im Grunde auch egal, dennoch habe ich die Angst, Unterschiede zu machen, vielleicht eine weniger lieben zu können und und und..
Ich schätze egal wie sehr ich mir auch den Kopf zerbreche gerade, ich werde es vermutlich morgen sehen und Spekulationen bringen mir eigentlich auch nichts, bis auf keine einzige Sekunde Schlaf. 
Heute waren auch die letzten Untersuchungen wie CTG und Ultraschall und Gespräche bei der Ärztin und dem Narkosearzt im Krankenhaus, die sich echt unfassbar hingezogen haben, sodass Amèlie und ich nur noch den späten Nachmittag und den Abend zusammen hatten - unseren letzten gemeinsames zu zweit.. Kurz nach halb elf habe ich sie dann in ihr Bettchen gelegt und war doch etwas traurig wieder gestimmt, dass womöglich all das was uns verbindet, was wir erlebt haben und uns zusammen geschweißt hat, all das was aus uns ein Team, manchmal zu einer Person gemacht hat irgendwie verloren gehen könnte.
Nur sie und ich - das war das einzige was es bei uns gab. Sie hatte immer die Mama ganz für sich alleine, einfach weil es nunmal auch keinen Papa gibt. Das traurige - ich glaube sie versteht so viel mehr, als wir manchmal von so kleinen Zwergen einfach denken, denn die  Nacht davor kam sie auch sofort wieder an, als ich ins Bett gegangen bin. 
Im Moment ist sie so nähebedürftig und möchte den ganzen Tag am liebsten nur mit Mama kuscheln. Ich hoffe sehr, dass wir das bald wieder machen können, dass ich beiden gerecht werde und keine von beiden zurückstoßen oder verletzten muss. 
Für mich war es die Tage schon sehr schlimm ihre Tasche zu packen, denn das bedeutet ja Abschied nehmen, aber ich bin auch sehr gespannt wie sie das meistern wird, mein mittlerweile auch schon großes Mädchen - ich sollte sie nicht unterschätzen!

Am Abend vor Amèlies Geburt stand ich nach einem lauwarmen Sommergewitter mit ihrem Papa auf seinem Balkon. Ich trug lediglich mein Nachthemd und war glücklich. Heute, jetzt gerade sitze ich hier auf meinen Stillsessel, in Amèlies und meinem zu Hause, bin unfassbar aufgeregt und ängstlich vor der OP, total übermüdet von zu wenig Schlaf seit langem und traurig, dass die Schwangerschaft schon wieder vorbei ist. Aber ich bin auch unendlich dankbar! Dankbar, dafür zweimal dieses Wunder erlebt haben zu dürfen. Zweimal eure Herzen unter meinem Herzen tragen gedurft zu haben und dankbar, dass ihr so unfassbarer wundervolle Bauchengelchen gewesen seid! ♥️
Die letzten Stunden als #momtobe haben nun angeschlagen und weil das alles hier schon total wirr wird, aber ich meine Gedanken und Gefühle frei raus schreiben musste einfach, werde ich mich nun aber auch noch für zwei drei Stunden unter meine Bettdecke verkrümeln und die Äuglein schließen und wenn ich aufwache dann heißt es 'Hallo neues Leben zu dritt - Hallo Abenteuer - Hallo Baby Joghurt!' Eure Leni